lauschergreifend live! #16 – Tribüne der KomponistInnen
Montag, 19.03.2012, 19.30 Uhr
3raum-anatomietheater , Beatrixgasse 11, 1030 Wien
lauschergreifend live!
präsentiert in der entspannten Atmosphäre eines Gesprächskonzertes neue Musik aus Österreich.
In der 16. Ausgabe von lauschergreifend live! laden der Österreichische Komponistenbund und das ensemble xx. jahrhundert zur Aufführung von Werken von Se-Lien Chuang und Christian Ofenbauer.
Beide KomponistInnen werden beim Konzert persönlich anwesend sein und sich den Fragen von Moder- atorin Ursula Strubinsky (Ö1) und Publikum stellen.
Se-Lien Chuang: „the giants causeway – the days fly“ (2012), UA
für Klavierquintett
Christian Ofenbauer: „Kommt Sirenen klagt“ (1998)
Motette über die Figur der doppelten Helena
für Sopran, Klarinette, Violine, Hammondorgel und Klavier
Text: Tim Staffel
Karten unter: 0650 323 33 77, 3raum.or.at sowie an der Abendkassa.
Eintritt: 12,— /6,— für ÖKB Mitglieder, SchülerInnen und StudentInnen
Se-Lien Chuang Komponistin, Pianistin und Medienkünstlerin, 1965 in Taiwan geb., lebt seit 1991 in Österreich. Studien in Komposition, Musik- und Medientechnologie, Klavier/Blockflöte, Elektro-akustische Musik in Österreich; Germanistik, Musikpädagogik in Taiwan. Zahlreiche Aufführungen von Kompositionen und Musikprojekten in Europa, Asien, Russland, Süd- und Nordamerika: Salzburger Festspiele, Sonic Intermedia/Ars Electronica Centre Linz, Ars Electronica Festival Linz, ICMC Huddersfield/NYC/Belfast/Kopenhagen, SICMF Seoul, NIME New York, ISEA Singapur/Nagoya, Sumida Triphony Hall Tokio, National Theater Concert Hall Taipeh, electronic access London/Linz/Wien, Ars Electronica Linz, Electronic Music Festival Basel, SONORITIES Festival of Contemporary Music Belfast, Computermusik Festival Montreal, European Electroacoustic Music Brüssel, NICE Amsterdam, Laval Virtual VRIC, Musik Fest Salzburg, “Ruheraum” Stadtmuseum Innsbruck, MAK Wien, Essl Museum Klosterneuburg, Werkstadt Graz, Ultraschall Festival für Neue Musik Berlin, Wien Modern, Hörgänge Konzerthaus Wien, V:NM Graz, Open Cube IEM Graz, Tanztheater Festival Graz, Center for Contemporary Art Kyiv, Logos Tetrahedron Gent, Lovebytes Festival Sheffield, SIBGRAPI Video Festival Gramado-RS etc. https://avant.mur.at/chuang
Zu „the giants causeway – the days fly“
I. Es ist die Nachahmung der Landschaft, / in die – / Basaltsäulen hineinragen, / und auch die subjektiv horizontale Wahrnehmung, / worauf / die phänomenalen Gesteine / sich türmen. // Und die Stille? // Ein angekettetes Geschehen / zwischen dem Vergangenen und dem / Kommenden. / Oder auch … / die unterbrochenen Meereswellen, / in denen – / das Gegenteil von Gegenständlichkeit herrscht.
II. intrusive wie auch extrusive – / Magma stellt ihre Ausdruckskraft dar. // Eruptiert! / Heiße Lava. // Abgekühlt … // Langsam, gleichläufig. / Prismatisch, hexagonal. // In der begrenzten Fläche – // Zerspringt, kontrahiert. / Gestreckt, senkrecht. // Spannung reißend – / Natürlich, wie verflossen.
Se-Lien Chuang
Die Komposition wurde unterstützt vom Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur
Christian Ofenbauer geb. 1961 in Österreich; Komponist und Musiktheoretiker; Studium an der Wiener Musikhochschule (Orgel bei Herbert Tachezi, Tonsatz bei Alfred Uhl und Komposition bei Friedrich Cerha); 1989-2001 verschiedene Lehraufträge und Gastprofessuren im In- und Ausland; seit 2001 Professor für Musiktheorie und Komposition an der Universität Mozarteum Salzburg (Schwerpunkte: Interpretationskunde, Theorie zur Musik des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart); seit 1990 auch als bildender Künstler tätig (Objekte); japanischer Bogenschütze (5. Dan).
Zu „Kommt Sirenen klagt“
In Kommt Sirenen klagt, Ende Dezember 1998 vollendet und Dr. Rudolf Führer zum 60. Geburtstag gewidmet, erscheinen die zentralen Anliegen in Ofenbauers Schaffen in besonderem Maße gebündelt: Leise, beinah textile Webstrukturen werden vorgeführt, musikalische Zustände ausgebreitet, um dann in manchen Fällen langsam, im Verlauf eines ganzen Stücks, in einen anderen hinüberzugleiten.
Tim Staffels Text nimmt Bezug auf Euripides’ Version des Mythos, in dem die „echte” Helena nach Ägypten versetzt wird, Paris bloß ein Trugbild raubt und Menelaos seine wahre Gattin nach Trojas Fall erst unter neuerlichen Entbehrungen suchen muss.
Die Gattungsbezeichnung „Motette” bezieht sich auf den strengen mathematischen Bauplan, der dem Werk zugrunde liegt und von Staffels Text ausgeht. Hierzu tritt ein fortlaufender harmonischer Grundriss vielstimmiger, zum Teil vierteltöniger Akkordaggregate mit liegengelassenen, gemeinsamen Tönen, womit Ofenbauer das distinkte Bewusstsein einer harmonischen Fortschreitung für die Neue Musik wiederzugewinnen sucht.
Markante Zäsuren schlagen Kerben in die Struktur des Werkes und erzeugen so Brechungen, Distanzierungen, Verwerfungen – quasi „epileptische Anfälle”.
Klanglich erfährt das dynamisch hauchzarte, fragile Gespinst im Instrumentarium eine Art Austrocknung, die Ereignisse werden sukzessive geräuschhafter. Dem steht der bis zu gehauchtem Flüstern zurückgenommene Gesang ebenso gegenüber wie die schon aus technischen Gründen intakte Klangidentität der Hammondorgel. Der Sopranpart fungiert nicht als Hauptstimme, sondern wird vom Instrumentalensemble dynamisch immer wieder zugedeckt.
In der Betonung des senza espressivo spiegelt sich eine grundsätzliche Haltung des inneren Abrückens, des bewussten Einnehmens einer nötig erscheinenden Distanz.
Walter Weidringer
Mit freundlicher Unterstützung von
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